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Die Erforschung historischer Erinnerungskulturen hat in der Geschichtswissenschaft seit langer Zeit Konjunktur. Vor allem mit der wachsenden Bedeutung kulturwissenschaftlicher Forschungsfragen sind „Erinnerung“ und „Gedächtnis“ zu zentralen Schlagwörtern der historischen – auch regionalgeschichtlichen – Forschung geworden. Geschichtsbilder und Vergangenheitsprojektionen sind in hohem Maße davon beeinflusst, in welcher Weise Gesellschaften historische Ereignisse bzw. Entwicklungen vergegenwärtigen. Dabei sind die politischen und kulturellen Kontexte für die Praxis des Erinnerns genauso entscheidend, wie persönliche Einstellungen, Ideologien, aber auch Mentalitäten und ‚Sehnsüchte‘.
Der historische Tiroler Raum ist für die Erinnerungsforschung besonders interessant und wissenschaftlich herausfordernd. Es handelt sich – historisch gesehen – um eine ‚hybride‘ Grenzregion, in der verschiedene Sprachgruppen aufeinandertreffen und sich Identitäten teilweise überlagern – ein Territorium, das sich im Laufe der Geschichte in verschiedene politisch, sozial und ökonomisch ausdifferenzierte Räume gliederte. Fluide Grenzen sowie unterschiedlich geprägte Gesellschaften und Traditionen bilden die Grundlage für ein großes Spektrum regionaler Erinnerungskulturen, die sich vielfach auf ganz verschiedene historische Anknüpfungspunkte berufen und „Geschichte“ teilweise auch völlig unterschiedlich einschätzen und bewerten.
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen Erinnerungskulturen im historischen Tiroler Raum steht im Zentrum der Aktivitäten des Arbeitsbereiches. Ein Schwerpunkt der Forschungen konzentriert sich dabei auf zeithistorische und frauen- bzw. geschlechtsspezifische Forschungsperspektiven.