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Österreich, Italien und die Südtirolfrage. Eine transnationale Beziehungsgeschichte

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Ziel des Projektes ist die Aufarbeitung der transnationalen Verbindungen zwischen Italien und Österreich vor dem Hintergrund der Südtirolfrage während des Kalten Krieges. Mit dem vorliegenden Projekt gelangen die Beziehungen zwischen politischen Parteien gleichartiger Ausrichtung in den Fokus. Konkret soll die Bedeutung Südtirols in den Beziehungen zwischen Rom und Wien außerhalb des bilateralen diplomatischen Parketts analysiert und so neue Einblicke auf Strategien handelnder Akteure/politischer Parteien für Südtirol, im Prozess der Lösung des Konfliktes, ermöglicht werden.

Der Blick auf die politischen Fraktionen christdemokratischer, sozialistischer/sozialdemokratischer und kommunistischer Ausrichtung ermöglicht es, auch hinter die Kulissen des politischen Prozesses zu blicken, Interdependenzen zu erörtern und schließlich auch festzustellen, wie verschiedenartig Vertreter politischer Strömungen die Situation in und um Südtirol beurteilten. Auf diese Weise ergibt sich ein komplexes Bild, das aufzeigt, dass die Südtirol-Frage eine zentrale Rolle in den politischen Analysen und Strategien aller beteiligten Parteien während des Kalten Krieges spielte. Somit war auch für alle handelnden Akteure die Frage der Entwicklung Südtirols, seiner sozioökonomischen Situation und die Frage nach Strategien zur Lösung verschiedener sozialer, wirtschaftlicher und struktureller Probleme ein wichtiges Anliegen.

Die Parteien entwickelten im Laufe des Kalten Krieges verschiedene Strategien, um die Gunst der Wähler an der Urne zu erlangen, aber auch, um konkrete Probleme zu lösen. Da es sich hierbei in vielen Fällen um Ideen handelt, die es nicht auf die offizielle staatliche Ebene geschafft haben, sind sie vielfach unbekannt. Dabei zeigen gerade strategische Studien und Analysen sowie der Versuch, diese im politischen bzw. gesellschaftlichen Diskurs und in der Provinz zu etablieren, welche Bedeutung dieser innen- und außenpolitischen Auseinandersetzung beigemessen wurde. Der Untersuchungszeitraum umfasst die Jahre ab der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages im Mai 1955 bis zur Abgabe der Streitbeilegungserklärung im Jahr 1992. Erst ab 1955 war es der jungen Zweiten Republik möglich, sich der Südtirolfrage in aktiverer Weise anzunehmen, was auch den Handlungsspielraum der politischen Parteien deutlich vergrößerte. Die Studie wird im Rahmen der Analyse auf verschiedene bekannte Ereignisse eingehen („Bombenjahre“, 19er-Kommission, erstes und zweites „Paket“, ausstehende Verwirklichung der Autonomie, Streitbeilegungserklärung 1992) und sich im Rahmen dieser Schwerpunktsetzungen auf die transnationale Dimension der inhaltlichen Diskussion konzentrieren.