Vortragsreihen

Seit seiner Gründung im Jahr 2013 organisiert das Zentrum öffentlich zugängliche Vortragsreihen zu regionalgeschichtlichen Themen. In den letzten Jahren standen beispielsweise der Erste Weltkrieg, der Wiener Kongress, 500 Jahre Reformation oder auch die Südtirol-Autonomie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Ziel der Vortragsreihen ist es, sich mit aktuellen, besonders relevanten historischen Themen aus einer vertieften wissenschaftlich-vergleichenden Perspektive auseinanderzusetzen. Damit möchte das Zentrum einen Beitrag zur Versachlichung der Debatten rund um wichtige geschichtliche Themen leisten.

History on Tour

Die Vermittlung von Geschichte stellt einen Schwerpunkt der Tätigkeit des Zentrums für Regionalgeschichte dar: Vorträge, Buchpräsentationen, Workshops, Tagungen und andere Bildungsevents gehören zum jährlich durchgeführten Veranstaltungsprogramm.

In den letzten Jahren hat das Zentrum die Vermittlungsaktivitäten ständig ausgebaut. Im Jahr 2020 ist die neue Initiative History on Tour (HoT) gestartet. HoT ist ein ständig wachsendes Programm regionalgeschichtlicher Vorträge, das für Südtirols Bildungs-, Kultur- und Geschichtsvereine sowie für Schulen gedacht ist. Damit möchte das Zentrum einen Beitrag zum Ausbau der historischen Bildung in Südtirol leisten.

Sollte Sie einer der Vorträge interessieren, zögern Sie bitte nicht, mit uns in Kontakt zu treten. Wir kommen gerne auch in Ihre Gemeinde oder Ihr Dorf und freuen uns schon auf den Austausch und die Zusammenarbeit.

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Die Pariser Entscheidung. Wie Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg zu Italien kam

Das Ende des Ersten Weltkriegs 1918 war für Tirol eine Zeitenwende. Bittere Not und die Ungewissheit über die Zukunft des Landes prägten Politik und Gesellschaft. Die Entscheidung der Sieger auf der Pariser Friedenskonferenz führte 1919 zur Teilung Tirols. Südtirol fiel an Italien. Am Brenner wurde eine Grenze gezogen, die bis heute für Diskussionsstoff sorgt.

Der Vortrag rekonstruiert die entscheidenden Etappen der Geschichte dieses Umbruchs und veranschaulicht die Entstehung eines Minderheitenproblems als Folge des Ersten Weltkrieges. Er analysiert die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen in der Tiroler Nachkriegsgesellschaft von Kriegsende im November 1918 bis zur ‚Annexion‘ Südtirols durch Italien, die sich im Oktober 2020 zum hundertsten Mal jährt. Im Mittelpunkt steht die Behandlung der Tiroler Frage auf der Pariser Friedenskonferenz und die damit verbundenen Diskussionen und Entscheidungen, die am Ende zur Festlegung der Brennergrenze durch die alliierten Siegermächte führten.

Anhand von drei Lebensgeschichten – Anna von Menz, Hilde Kerer und Andreina Emeri – wird der Weg der Südtiroler Frauen in die Moderne vom 19. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre erzählt. Anna von Menz (1796–1869) war eine reiche Bozner Bürgerstochter, die als Franzosenbraut in die Geschichte eingegangen ist. Ihre Lebensgeschichte führt die Handlungsmöglichkeiten von Bürgersfrauen im 19. Jahrhundert vor Augen. Hilde Kerer (1919–2018) hat 1939 optiert und meldete sich als Wehrmachtshelferin bei der Deutschen Wehrmacht, für die sie an der Front in Weißrussland und in Frankreich diente. An ihrem Beispiel wird die Situation von Frauen während des Zweiten Weltkrieges und die Folgen der Option thematisiert. Andreina Emeri (1939–1985) schließlich war Rechtsanwältin, Landtagsabgeordnete und der führende Kopf des Südtiroler Feminismus der 1970er Jahre. Aus der Perspektive ihrer Biographie wird die Geschichte der Südtiroler Frauenbewegung der 1970er Jahre, ihre Anliegen und Vorgehensweisen diskutiert.

An diesen Lebensgeschichten werden kulturelle Muster, rechtliche Vorgaben, soziale und wirtschaftliche Bedingungen und individuelle Lebensentscheidungen manifest. So wird deutlich, dass Frauen trotz zum Teil sehr einschränkender gesellschaftlicher Rahmenbedingungen immer auch mehr oder weniger freie Entscheidungen treffen konnten und getroffen haben.

Come veniva punito in passato chi commetteva azioni ritenute delittuose? Quali erano i luoghi destinati a tali punizioni? Le risposte a queste domande mettono in luce alcuni aspetti significativi di come uno Stato si autorappresenta e del rapporto tra chi esercita il potere punitivo e la società.

Dopo aver illustrato la cornice generale – ossia i codici penali, i regimi carcerari e le pratiche punitive in vigore nell’Impero austriaco tra fine Settecento e inizio Novecento –, la relazione si concentrerà sul Tirolo. Si andranno quindi ad esaminare i luoghi detentivi cui, nel corso del secolo, erano destinati i condannati e le condannate tirolesi, con particolare riguardo a quelli collocati nella città di Bolzano – il carcere di S. Afra e il nuovo carcere nell’attuale via Dante, inaugurato alla fine del XIX secolo e tutt’ora in funzione. Attraverso le planimetrie e i regolamenti delle carceri stesse, nonché le cronache dei giornali di allora, si ricostruiranno alcuni aspetti della vita quotidiana dei detenuti: il lavoro, la scuola, le norme sanitarie, ma anche le fughe, le proteste e gli episodi di insubordinazione per le condizioni precarie e di sovraffollamento che, ieri come oggi, caratterizzano molte carceri, non escluso quello di Bolzano. Un’esecuzione capitale di cui il cortile del carcere di S. Afra fu teatro, ed altri eclatanti casi criminali, permetteranno inoltre di riflettere attorno al rapporto tra giustizia e funzione intimidatoria della pena di morte, tra processo penale, cronaca nera ed opinione pubblica.

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Option und Absiedlung geistig und körperlich behinderter Frauen, Männer und Kinder aus Südtirol 1939–1945

Die zwischen Nazi-Deutschland und dem faschistischen Italien vereinbarte und der Südtiroler Bevölkerung aufgezwungene Staatsbürgerschaftsoption von 1939 erlebten psychisch und physisch beeinträchtigte Menschen besonders einschneidend. Zumeist konnten und durften sie nicht selbst über das Dableiben oder das Fortgehen in das Deutsche Reich entscheiden. Dies erledigte häufig ein Elternteil, der Vormund oder – wenn sie sich im Psychiatrischen Krankenhaus in Pergine befanden – auch Ärzte.

Der Absiedlung waren die Optant:innen für Deutschland häufig wehrlos ausgesetzt. Hatten sie erst einmal den Brenner überschritten, gerieten sie in den Bannkreis der unmenschlichen nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik. Bei zunehmend schlechter werdenden Bedingungen wurden sie in Tiroler und süddeutschen „Heil- und Pflegeanstalten“ hospitalisiert.

Bereits seit 1933 wurden „erbkranke“ Frauen und Männer in Deutschland zwangssterilisiert, ab 1940 mittels Gas ermordet. Die Südtiroler:innen waren aus politischen Gründen vorläufig von der NS-Euthanasie ausgenommen. Wie viele der sogenannten „dezentralen Euthanasie“ ab 1941 zum Opfer fielen, d. h. der Tötung in Heil- und Pflegeanstalten durch Nahrungsentzug oder den Einsatz von bestimmten Medikamenten, lässt sich nicht mehr feststellen. Rund die Hälfte der 299 aus dem Psychiatrischen Krankenhaus Pergine deportierten Kranken erlebte das Kriegsende nicht, Kinder starben bei medizinischen Versuchen und wurden getötet.

Der Vortrag geht dem Schicksal dieser von der Forschung häufig übersehenen vulnerablen Personengruppe der Kranken und Behinderten in der NS-Zeit nach.

 

Historische Spaziergänge

Wanderungen und Stadtbesichtigungen sind besonders gut geeignet, um sich Geschichte anzueignen und die Spuren zu erkunden, die sie in der Landschaft, in Gebäuden, in der Stadtentwicklung und den Straßennamen hinterlassen hat. Die historischen Spaziergänge des Zentrums für Regionalgeschichte sind thematische Führungen durch Orte, die einzelne Aspekte der Regionalgeschichte auf unterhaltsame Weise vertiefen.

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Historischer Stadtrundgang in Bozen zu den Stätten der Marginalität und sozialen Kontrolle

Ziel dieser Initiative ist es, allen Interessierten einen neuen Blick auf Bozen zu ermöglichen. Der Spaziergang führt die Teilnehmer*innen zu kaum bekannten oder ungewöhnlichen Orten der Stadt: zum Beispiel zum alten und neuen Gefängnis, zum ehemaligen Richtplatz und zum Pranger, zum Arbeitshaus für arme Kinder oder zum Gebäude, in dem einst die Polizeidienststelle untergebracht war. Einige dieser Stätten des Freiheitsentzugs, der Disziplinierung, Überwachung, Bestrafung oder der sozialen Absonderung existieren zwar noch, haben aber heute eine andere Zweckbestimmung; andere wiederum sind gänzlich verschwunden, und entsprechende Informationen sind lediglich in historischen Quellen oder Karten zu finden. In jedem Fall repräsentieren sie wichtige Überreste, die Aufschluss darüber geben, inwiefern die Geschichte der Stadt auch eng mit der Geschichte der Marginalität, der sozialen Kontrolle sowie der Bekämpfung von Kriminalität und Devianz verbunden ist. Kurzum, der historische Rundgang möchte dazu anregen, Bozen mit anderen Augen zu sehen und darüber nachzudenken, wie im Laufe der Jahrhunderte versucht wurde, die Ordnung aufrechtzuerhalten, vermeintlich illegale Handlungen zu unterdrücken sowie Menschen zu kontrollieren, die als potenziell gefährlich galten.

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