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Der als "Strukturwandel" bezeichnete Transformationsprozess in der Landwirtschaft hat weltweit zu einer paradoxen Entwicklung geführt. Auf der einen Seite ist die landwirtschaftliche Produktion erheblich gestiegen, auf der anderen Seite ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in einem noch nie dagewesenen Maß zurückgegangen. Diese Entwicklungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Agrarlandschaft, auf die Verteilung von Ressourcen, auf ökologische und soziale Systeme, sowie auf Biodiversität und Klimawandel. Die Gründe für dieses Phänomen sind vielfältig und reichen von wirtschaftlichem Druck vor dem Hintergrund internationaler Wettbewerbsfähigkeit und steigender Betriebskosten bis hin zu bürokratischen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Agrarpolitik und den Subventionen. Jenseits der offenkundigen Herausforderungen sozialer Ungleichheit sehen sich Bauern und Bäuerinnen mit einer Vielzahl komplexer Fragen konfrontiert, die sich über verschiedene Dimensionen - von ökologischen und klimabezogenen Belangen bis hin zu ethischen Überlegungen im Bereich des Tierschutzes und der direkten Vermarktung – erstrecken.
Wie reagieren die Bauern auf diese enormen Herausforderungen, die sich in der Erschöpfung des Bodens, im Klimawandel und zunehmender Bürokratisierung zeigen? Wie gehen sie mit Abhängigkeiten - Pestizide, Kraftfutter, Dünger - um? Was tun sie gegen die teils gewaltsame, teils schleichende Veräußerung ihrer Rechte - Gentechnik, Patente, - bis hin zur Zerstörung ihrer Lebensgrundlage? Wie bringen sie Landwirtschaft und Natur zusammen? Welche Möglichkeiten der Gegenwehr haben sie und welche Strategien des Widerstandes entwickeln sie? Sind sie damit erfolgreich? Haben sie eine Chance gegen die globalen Marktentwicklungen, die vermeintliche Rationalisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft und können sie ihr Land, ihre Lebensgrundlage verteidigen?
Ausgehend von einem historischen und anthropologischen Blick auf bäuerliche Lebenswelten werden in der Vortragsreihe Analyse und Praktiken von bäuerlicher Widerständigkeit und kreativen Umgang mit diesen existenzbedrohenden Lebenslagen in historischer und aktueller Perspektive diskutiert.
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