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Körper, Selbst und Melancholie. Die Selbstzeugnisse des Landadeligen Osvaldo Ercole Trapp (1634–1710)

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Das Buch „Körper, Selbst und Melancholie. Die Selbstzeugnisse des Landadeligen Osvaldo Ercole Trapp (1634-1710)“ ist im November 2017 im Böhlau-Verlag, Köln als Band 26 der Reihe „Selbstzeugnisse der Neuzeit“ erschienen. Forschungsprojekt und Buch befassen sich mit frühneuzeitlichen Körper- und Selbstkonzepten ausgehend von den drei Selbstzeugnissen, die der entmündigte Melancholiker und Landadelige Osvaldo Ercole Trapp (1634–1710) hinterlassen hat: eine Körperbeschreibung von Kopf bis Fuß, autobiographische Schriften und eine kurze Chronik des Hauses Trapp-Caldonazzo.

Die Arbeit nähert sich dem komplexen Thema, der Frage nach dem frühneuzeitlichen Selbst und dem historischen Körper, anhand einer Verschränkung von konsequenter Kontextualisierung und Historisierung von Selbstdeutung und Lebensgeschichte in drei Schritten: Erstens über eine Textanalyse der drei Selbstzeugnisse. Dabei geht es um die spezifischen Schreibweise des Osvaldo Ercole Trapp als Melancholiker, die Relevanzproduktion, den autobiographischen Pakt, um Selbstdeutung, Beziehungskonzepte, Strategien und Schreibabsichten des Autors.

In einem zweiten Schritt wird die Familien- und Lebensgeschichte im Kontext der Tiroler Adelsgeschichte rekonstruiert: Dabei werden insbesondere familienhistorisch bedeutsame Fragen im Detail erörtert, so die Vermögenssituation und die diesbezüglichen innerfamiliären Arrangements und Konflikte inklusive eines Konkurses des Hauses, die Vormundschaftsfrage nach dem Tod von Osvaldo Ercoles Vater und die Entmündigung Osvaldo Ercoles 1669. Der dritte Schritt besteht in einer Rekonstruktion von Kontexten und Diskursen, die in den Selbstzeugnissen einen prominenten Platz einnehmen – die adelige Männlichkeit, die Konzepte Familie, Haus und Linie, Zeugungstheorien und Erziehungsmethoden, Körperkonzepte.

Methodisch vereint die Arbeit Textanalyse, eine stark geschlechtergeschichtlich perspektivierte Historische Anthropologie und Mikrogeschichte sowie Körpergeschichte als Erfahrungs- und Diskursgeschichte. Über diesen Zugang leistet sie einen originellen Beitrag zur frühneuzeitlichen Selbstzeugnisforschung, zur Sozialgeschichte des Tiroler Adels und des frühneuzeitlichen Adels generell und zur Erfahrungs- und Diskursgeschichte des Körpers.