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Der Soziale Wohnbau in Tirol und Südtirol 1945–1980

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Das Projekt soll zur Stärkung der wirtschafts- und sozialhistorischen Forschung innerhalb der regionalen Zeitgeschichte beitragen. Eine breit angelegte Analyse des Sozialen Wohnbaus eignet sich hierfür, weil sich am Alltag des Wohnens die wirtschaftlichen und sozialen Dynamiken der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beispielhaft untersuchen lassen. Die Fokussierung auf das österreichische Bundesland Tirol und die Autonome Provinz Bozen/Südtirol eröffnet dabei die Möglichkeit zur vergleichenden Betrachtung, wobei auch nationalstaatliche Einflüsse aus Italien und Österreich berücksichtigt werden. Gleichzeitig lassen sich aufgrund des nachbarschaftlichen Verhältnisses der beiden Regionen auch grenzüberschreitende Verflechtungen analysieren. Die konkrete Forschungsarbeit geht von der Annahme aus, dass soziale Wohnbaumaßnahmen wesentlich von Bevölkerungszunahmen unterschiedlichster Art (Geburtenüberschüsse, Binnenmigration und Zuwanderung) angestoßen werden, weshalb in einem ersten Schritt die entsprechenden Bevölkerungsentwicklungen in Tirol und Südtirol sowie ihre Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt bzw. die öffentliche Debatte zur Wohnungsfrage aufbereitet werden. Daran schließt eine Analyse der konkreten Wohnbauprogramme an, die von Staat und Region in Tirol und Südtirol initiiert und umgesetzt wurden. Neben der Darstellung ihres quantitativen Umfangs und ihrer Einbettung in die allgemeine Siedlungsplanung soll insbesondere eruiert werden, welche (ethnischen) Bevölkerungsgruppen mit welchen Wohnbauprogrammen gezielt gefördert wurden, wie erfolgreich die verschiedenen Wohnbauprogramme im Erreichen ihrer selbstgesteckten Ziele waren und welche sozialen und politischen Konflikte im Zuge der Umsetzung sozialer Wohnbaumaßnahmen entstanden sind. In einem dritten Schritt wird die Veränderung des Wohnalltags in sozialen Wohnbausiedlungen untersucht, wobei vor allem die Arbeiten prägender Architekten aus Österreich und Italien betrachtet werden, die in Tirol und Südtirol zur Umsetzung gelangten (von Othmar Barth, Josef Lackner, Armando Ronca u. a.). Neben dieser Schaffung architektonischer Rahmenbedingungen für das gemeinschaftliche Zusammenleben wird die Veränderung des Wohnalltags vor dem Hintergrund der sich entwickelnden Konsumgesellschaft betrachtet, die auch in Tirol und Südtirol zu einer vielfältigen Veränderung der traditionellen (ländlichen) Haushaltsführung, der innerfamiliären Rollenverteilung, insbesondere zu einer Festlegung der Wohnung als „Ort des Nicht-Arbeitens“ führte. In Summe soll das Forschungsprojekt somit aufzeigen, wie sich im Zeitraum 1945 bis 1980 aus dem ursprünglichen Bedürfnis nach neuem Wohnraum konkrete Lösungsansätze für dieses Problem entwickelten und wie ihre Umsetzung die regionalen Gesellschaften in Tirol und Südtirol positiv wie negativ prägten.