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Mobilität und Politik der sozialen Kontrolle in einer Grenzregion. Vagabunden, ‚Dörcher‘, ‚Zigeuner‘ in Tirol in den letzten Jahrzehnten des 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts

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Archivio di Stato di Trento, su concessione del Ministero della Cultura

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Vor allem ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann in Tirol eine verstärkte Migration an Bedeutung, die von den veränderten wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen begünstigt wurde. Unter den zahlreichen Migranten gab es Individuen, die in besonderer Weise von polizeilicher Kontrolle und ordnungspolitischen Regulierungsversuchen betroffen waren: Menschen ohne Wohnsitz oder gesicherten Lebensunterhalt, die am Rande der Gesellschaft lebten und von der Obrigkeit mit - nicht immer eindeutigen - Etiketten versehen wurden: Vagabunden, Bettler, Dörcher oder Arbeitsscheue. Es handelte sich um Personen, die immer häufiger als Problem für die öffentliche Ordnung und Sicherheit wahrgenommen wurden. Das „Vagabundieren“ wurde bereits zur Zeit des Ancien Régime und im Vormärz kontrolliert und bestraft; im ausgehenden 19. Jahrhundert kam es dann in Österreich und Tirol zu einer spürbaren Verschärfung der repressiven Maßnahmen. Zwangstransporte, Abschiebungen und die Überstellung in eigene Arbeitshäuser sollten das so genannte „Vagabundenunwesen“ eindämmen.

Die Maßnahmen gegen das „Vagabundieren“ bilden den rechtlichen Rahmen, in den auch die Behandlung der sogenannten „Wanderzigeuner“ einzuordnen ist. Bestimmungen, die sich explizit der Ausweisung von „Zigeunern“ widmeten, waren zwar weder im österreichischen noch im europäischen Kontext neu, aber vor allem ab den 1880er-Jahren wurde der so genannten „Zigeunerfrage“ in ganz Europa besondere Aufmerksamkeit zuteil; auf politischer bzw. diplomatischer Ebene wurde sie international zunehmend als wirkliches Problem erachtet. 

Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, die wichtigsten Aspekte dieses Phänomens zu untersuchen: die normativen, rechtlichen, politischen, diplomatischen und institutionellen Aspekte ebenso wie die kulturellen, kommunikativen, sprachlichen, sozialen und mikrohistorischen.