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Räume der Ausgrenzung? Südtiroler Anstalts- und Heimgeschichte (1945-2000)

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Südtiroler Hochschülerschaft, Der fahrende skolast – zeitschrift der südtiroler hochschüler 27/1-2 (1982). Zeichnungen von Patient*innen der Psychiatrischen Universitätsklinik Innsbruck.

Info

Das Projekt untersucht die Entwicklung des Sozial- und Gesundheitswesens in Südtirol im Zeitraum von 1945 bis 2000 und richtet dabei den Blick auf den gesellschaftlichen Umgang mit Differenz und Diversität. Im Mittelpunkt steht die räumliche Dimension von Fürsorge, verstanden als „Räume der Fürsorge“ in zweifacher Hinsicht:
Erstens werden institutionalisierte Orte der Fürsorge analysiert – Einrichtungen, die sich im Spannungsfeld zwischen ihrem „totalen“ Charakter und beginnender Deinstitutionalisierung bewegten. In diesen Institutionen wurden Menschen untergebracht, die gemäß zeitgenössischen Vorstellungen als pflege-, betreuungs-, förderungs- und/oder versorgungsbedürftig galten.
Zweitens wirft die Analyse dieser Einrichtungen die Frage nach einer informellen „Fürsorgeregion“ auf. Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte die Unterbringung in Anstalten und Heimen häufig außerhalb der Provinz – insbesondere in Tirol und im Trentino. Diese regionale Verflechtung eröffnet neue Perspektiven auf grenzüberschreitende Fürsorgeräume sowie auf Zuweisungslogiken, institutionelle Kontinuitäten und den Wandel der Unterbringung von Patient*innen bzw. Klient*innen im Untersuchungszeitraum.

Relevanz erhält das Thema insbesondere aufgrund der tiefgreifenden sozialstaatlichen Reformen – allen voran die „Basaglia-Reform“ – sowie aufgrund des Zweiten Autonomiestatutes, das Südtirol institutionelle Handlungsspielräume zur Aushandlung staatlicher Reformprozesse auf provinzialer Ebene verlieh.