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Filmabend: Die Bologna-Entführung – Geraubt im Namen des Papstes

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Es ist der 23. Juni 1858. Im jüdischen Viertel von Bologna stürmt die päpstliche Gendarmerie auf Befehl des Paters Pier Gaetano Feletti, Leiter der Inquisition in Bologna, das Wohnhaus der jüdischen Familie Mortara. Faletti hatte nämlich erfahren, dass sieben Jahre zuvor ein Dienstmädchen des Ehepaars Mortara heimlich einen ihrer Söhne getauft hatte; Edgardo war damals erst wenige Monate alt und dem Tode nahe gewesen. Das päpstliche Gesetz aber ist unanfechtbar klar: Mit der Taufe ist Edgardo unwiderruflich Christ geworden, und ein christliches Kind kann nicht unter Nicht-Christen aufwachsen. So wird Edgardo seiner Familie entrissen und nach Rom in ein Internat für Kinder jüdischer Konvertiten gebracht, um nach katholischen Glaubenssätzen erzogen zu werden. Edgardos verzweifelte Eltern setzten alle Hebel in Bewegung, um ihren Sohn zurückzubekommen.

Die Geschichte des kleinen Edgardo ist Teil der Geschichte Italiens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: diese war gezeichnet von aufkommenden Zweifeln an der päpstlichen Autorität, von der Rebellion gegen den Kirchenstaat, der Eingliederung Bolognas in das Königreich Sardinien und der Einigung Italiens. All diese Ereignisse der „großen“ Geschichte hatten tiefgreifende Auswirkungen auf die „kleine“ Geschichte von Edgardo und seiner Familie.

Dieser wahren Geschichte, die damals internationales Aufsehen sowie weltweite Empörung erregte und harsche Kritik an der päpstlichen Willkür auslöste, ist der jüngste, wunderschöne, Film des italienischen Regisseurs Marco Bellocchio gewidmet:  Die Bologna-Entführung – Geraubt im Namen des Papstes (Original Rapito, Italien/Frankreich/Deutschland 2023).

Am Montag, 31. März, um 20 Uhr wird der Film im Filmclub Bozen im Rahmen der Reihe „Film und Geschichte“ gezeigt, die vom Zentrum für Regionalgeschichte und dem Verein „Geschichte und Region“ organisiert wird. Im Anschluss folgt ein Gespräch zwischen Ambra Suriano (Expertin für jüdische Sprache und Literatur und Forscherin am Deutschen Studienzentrum in Venedig) und Francesca Brunet (Forscherin am Zentrum für Regionalgeschichte, Brixen): Darin werden einige Aspekte der im Film erzählten Ereignisse und ihr historischer Kontext vertieft wie etwa die Zwangsbekehrungen und heimlichen Taufen oder die Situation von Juden und Jüdinnen im 19. Jahrhundert.